Medizinische Hospitationen und Workshops

Der Erfahrungsaustausch zwischen Ärzten, Krankenschwestern, Therapeuten und Krankenhaus-Fachpersonal in Mogilew und bei uns im Westen ist ein Hauptanliegen des Vereins. So können Informationen über moderne Diagnose-, Operations- und Heilmethoden  ausgetauscht werden und die medizinische Versorgung der Menschen in Weißrussland verbessert werden.

 

Wege, dieses Ziel zu erreichen sind:

  • die Organisation und Durchführung von medizinischen Workshops in Mogilewer Krankenhäusern
  • die Organisation und Durchführung von Hospitationen weißrussischer Ärzte und Krankenschwestern an Kölner Kliniken zur Weiterbildung in neuen Operationsmethoden

In 2014 haben vier Ärzte dieses Angebot genutzt:

Dr. Viktor Klotschkow, Chefarzt des Krankenhauses Nr. 1 in Mogilew hospitierte im April im Evangelischen Krankenhaus Köln Weyertal.

Dr. Olga Spitsareva informierte sich über die Diagnostik mit Hilfe der Echokardiographie im Herzzentrum der Universität Köln.

Anästesistin Dr. Tatjana Nedwedskaja und Neurochirurg Dr. Shenia Anantschenko waren Gast in der Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln, während Dr. Alexej Bobkow sich zur gleichen Zeit in der Radiologie über den Entwicklungsstand in der Computer-Röntgentomographie informierte.


Erfolgreiche Fortbildung durch deutsche Expertin
In Kooperation mit der West-Ost-Gesellschaft Baden-Württemberg wurde ein weiterer Erfahrungsaustausch zum Thema Palliativversorgung durchgeführt.
Vom 5. – 26. August 2018 reiste die Kinderkranken-schwester und Fachpflegekraft Marietta Kretzer nach Mogilew, um im örtlichen Kinderheim das Pflegepersonal des Hospizes, der Palliativ- und der Kurzzeitpflegestation zu schulen.

Während dieses dreiwöchigen Einsatzes profitierten die Mitarbeiter des Kinderheims von der langjährigen, beruflichen Erfahrung der deutschen Expertin, die viele Jahre in der Kinderpalliativ-Versorgung tätig ist.

Das Thema Pflege der schwerstkranken Kinder mit verschiedensten Erkrankungsbildern stand hierbei im Vordergrund. Zudem fanden Schulungen an Geräten wie z. B. Lifter, Ernährungspumpen und Absauggeräten statt, und es wurden Praxisübungen zum Thema Lagerung der kleinen Patienten durchgeführt. Ganz neu vermittelt wurde das Thema Aromapflege, und es wurden hilfreiche Behandlungshinweise zum Thema Dekubitus gegeben. Gemeinsam mit dem Pflegeteam konnten außerdem erstmalig kurzzeitige Aufenthalte schwersterkrankter Kinder im Gartenbereich des Kinderheims durchgeführt werden.
Foto: Schulung im Kinderheim Mogilew durch Marietta Kretzer
Das ärztliche und pflegerische Personal des Kinderheims nahm alle neuen Informationen interessiert auf und arbeitet weiter daran, die neuen Methoden und Impulse im Pflegealltag umzusetzen und als Multiplikator an die Kollegen weiterzugeben.
Einen ganz herzlichen Dank an Frau Kretzer für diese Schulung!

Fortbildung zum Thema Palliativmedizin im Kinderheim Mogilew
Vom 29. August bis zum 1.September 2018 reisten Dr. Carola Weber und Katja Pröhl vom Kinderpalliativteam der Uniklinik Bonn nach Weißrussland. Sie waren vom Verein eingeladen worden, ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen mit den Kolleginnen aus Mogilew und Minsk auszutauschen.
Der erste Tag war ausgefüllt mit dem Kennenlernen von Familien und Kindern, die teils ambulant vor- stellig wurden oder aber im Kinderheim Mogilew betreut werden. Dabei stellten Frau Dr. Weber, Kinderärztin, Kinderonkologin und Palliativärztin, und Katja Pröhl, Krankenschwester mit Zusatz- qualifikationen für Intensivmedizin, Rettungsdienst und Palliativschwester zunächst fest, dass der Begriff „Palliativ“ in Weißrussland anders als bei uns gebraucht wird. So sahen sie etliche Kinder mit – teils auch schweren – Behinderungen, die bei uns in Deutschland eher im Bereich der Neuropädiatrie
behandelt werden und bei denen es nicht primär um Schmerztherapie und Begleitung der Eltern bis hin zu Notsituationen geht, sondern um das Einfädeln der angemessenen Therapie, der Versorgung mit Hilfsmitteln und die allgemein medikamentöse Einstellung.
Dieser Unterschied wurde dann auch am folgenden Tag bei der Fortbildung als erstes geklärt. Zu der Veranstaltung waren Ärzte, Krankenschwestern und Vertreter aus dem Gesundheitssystem in Mogilew und Minsk gekommen.  Es wurde zunächst erläutert, wie die WHO (Weltgesund- heitsorganisation)  Kinder je nach Störungsbild und zu erwartendem Krankheitsverlauf vier Gruppen zuordnet. Anhand dieser Grundlage erläuterte Frau Dr. Weber, unterstützt durch Frau Pröhl, mit vielen konkreten Beispielen das Vorgehen und die primären Aufgaben ihres Teams. Vertieft wurde vor allem die Schmerztherapie
Immer wieder wurde die Fortbildung durch Nachfragen und Diskussionen sehr lebendig. Es zeigten sich die Unterschiede im Gesundheitssystem und in den Versorgungsmöglichkeiten. Gerade in den Pausen kamen immer wieder junge Ärzte, um über Kinder zu sprechen oder Fragen zu klären. Beim Abendessen berichteten die Krankenschwestern, wie sie sich für ihre konkreten Kinder – daheim oder im Kinderheim – diese Arbeit im Team wünschen, so dass sie wirklich zu einer hilfreichen Begleitung für die Kinder werden, ihre Schmerzen lindern und die Lebensqualität – ein Begriff, der den beiden Referenten sehr wichtig ist und der mehrfach erklärt und hervorgehoben wurde – verbessern wollen.

Das Interesse an den Kontaktdaten der beiden Gäste aus Bonn, der Dank von vielen Personen nach der eintägigen Veranstaltung und der angeregte Austausch waren Zeichen, dass in Mogilew etwas in Bewegung gekommen ist.

Auch die beiden Gäste und Referenten sind bewegt und bereichert aus Weißrussland zurückgekehrt in der Hoffnung, den erfahrenen Kollegen und Kolleginnen Mut gemacht zu haben, sich mit unserer Art der Palliativmedizin auseinanderzusetzen – zugunsten der kleinen, schwer kranken Menschen in Weißrussland.
Lidwin Spee

Qualifikation und Qualität im Pflegebereich
Bei der Arbeit mit palliativen Kindern sind diese beiden Begriffe aus der Überschrift sehr eng miteinander verbunden. In den Fokus der Arbeit einzubeziehen sind nicht nur betroffene Kinder, sondern auch deren Eltern, Geschwister und das gesamte Familienumfeld.
Das ist eine Herausforderung, die nur durch die entsprechende Qualifikation und Qualität gemeistert werden kann.
Durch die gemeinsamen Bemühungen der Vereine „West-Ost-Gesellschaft in Baden-Württemberg (WOG)“ und „Hilfe für Tschernobyl- geschädigte Kinder“ sowie mit der Unterstützung der Stiftung „Kindermissionswerk“  ist es möglich geworden, im Rahmen des gemeinsamen Projektes „Hilfe für palliative Kinder“ von den Erfahrungen und dem Wissen der deutschen Kollegen im Pflegebereich zu profitieren. Zwei weißrussische Krankenschwestern, die im Palliativbereich tätig sind, hatten innerhalb  zweier Wochen im Hospiz „Sterntaler“ Dudenhofen praktische Fertigkeiten vor Ort  erlangt.
Natalia Alexandrowitsch, die Koordinatorin des Projektes, und der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes Alexander Basenko hatten zuvor die Struktur, die Organisation und die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Hospiz „Sterntaler“ sowie die Arbeit der Palliativ-Teams in Düsseldorf, Bonn sowie die von einem kleinen Hospiz in Königsdorf kennengelernt.
Vom 11.03. bis 14.03.2018 fand im Rahmen des o. a. Projektes in Mogilew ein Workshop zum Thema „Pflege für palliative Kinder“ auf der Basis des Mogiljower Kinderheimes statt. Teilnehmer waren die erfahrenen Fachkräfte aus dem Kinderhospiz „Sterntaler“ Frau Schramm und Frau Tinnefeld-Koch und das Personal aus dem Palliativbereich des Kinderheimes.
Ein großes Interesse war auch von der Seite des Personals des Minsker Kinderhospizes festzustellen: eine Ärztin und zwei Krankenschwestern sind ebenfalls zum Seminar gekommen sowie Interessenten einer Minsker Organisation, die mit der Caritas eng zusammenarbeitet. Insgesamt waren über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer anwesend.
Der Workshop mit Schwerpunkt „Erforderliche Qualifikation, Qualität der Arbeit und praktische pflegerische Fertigkeiten" verlief in Form eines offenen Dialogs. Die Fragen der Teilnehmer sowohl im organisatorischen als auch im praktischen Teil ermöglichten es den deutschen Kolleginnen relativ schnell, die Problematik zu erkennen und sachgemäß alle Fragen zu beantworten. Der Dialog war sehr offen und lebhaft. Die Teilnehmer waren interessiert und dankbar für informative, aufschlussreiche, praktische Erklärungen, Empfehlungen und Vorführungen.
Die Notwendigkeit und die Nützlichkeit solcher Workshop hat auch der anschließende runde Tisch bestätigt. Daran hat unter anderem auch H. Basenko teilgenommen. Er betonte: „Der Erfahrungsaustausch mit den deutschen Kollegen, Ihre praktischen Erfahrungen, insbesondere in diesem für uns fast neuen Aspekt der Pflege für palliative Kinder, Ihre Offenheit und der Wunsch, Ihr Wissen unserem Personal beizubringen, ist für uns von dauerhaft hohem Wert“.
"Sehr gerne möchten wir mit der Unterstützung des Vereins unsere angebahnten Kontakte mit den deutschen Fachkräften im Palliativbereich fortsetzen. Wir wären dem Verein und der Stiftung „Kindermissionswerk“ für die Unterstützung unserer Ideen und Aktivitäten im Schulungsbereich des Personals sehr dankbar."