1. Physiotherapeutischer Work-Shop 30.- 31.Mai 2013 im Gebietskinderkrankenhaus Mogilew, Weißrussland

Thema:

Die Bobath-Therapie in der Entwicklungsneurologie mit Focus auf Kinder von 0–1 Jahr

 

Der Verein „Hilfe für Tschernobyl-geschädigte Kinder“ im Folgenden kurz: „der Verein“ genannt, hatte bereits im Rahmen des humanitären Projektes, „Rehabilitation der Kinder im Alter von 0 – 3 Jahre“, schon im letzten Jahr zwei Therapieräume im Kinderkrankenhaus eingerichtet. Die zuständige leitende Ärztin der Kinderneurologie, Frau Dr. Irina Malaschko, lernte im Jahre 2012 im Rahmen einer, vom Verein organisierten, Hospitation im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Str. in Köln, den Reha – Physiotherapiebereich kennen. Sie war beeindruckt von der Therapie und äußerte den Wunsch, die modernen Behandlungsmethoden in ihrem Krankenhaus einführen. Nachdem es unserem damals noch 1. Vorsitzenden Willi Frohn gelungen war, drei kompetente Fachleute auf dem Gebiet der Bobath-Therapie zu gewinnen, und zwar:

Frau Irmela Turmann (Bobath- Lehrtherapeutin), Frau Andrea Borowski (Bobath-Kindertherapeutin) und Frau Barbara ter Smitten Bobath-Therapeutin)

wurden in Erftstadt und in Mogilew Planung und Organisation des Workshops zügig durchgeführt

 

Was ist „Bobath“?

 

Bobath ist ein physiotherapeutisches Therapie-Konzept. Diese spezielle Form der krankengymnastischen Behandlung hat sich als ein fester Bestandteil in der Physiotherapie, vor allem bei Säuglingen und Kindern, etabliert.

 

Am Mittwoch, dem 29.05.2013, starteten die drei Therapeutinnen unter Leitung von Willi Frohn nach Mogilew. Dort angekommen wurden sie von der Dolmetscherin und Koordinatorin für alle Vereins-Projekte Alla Serjoschkina und von Dr. Irina Malaschko herzlich begrüßt. In einem Vorprogramm lernten sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt Minsk und des Wirkungsbereiches des Vereins, die Stadt Mogilew, kennen.

Begrüßung des Therapeuten-Teams durch:

 

Frau Dr. Irina Malaschko (li.) und

Frau Alla Serjoschkina (2.v . li.)

Die Therapeutinnen:

Frau Irmela Turmann (mitte)

Frau Barbara ter Smitten (2. V. re.)

Frau Andrea Borowski(re.)

Start des Workshops Donnerstag, 30. Mai 2013

 

Grußworte von Herrn Dr. Kasko, Chefarzt des Kinderkrankenhauses und Frau Dr. Irina Malaschko sowie Herrn Willi Frohn eröffnen den Workshop. Etwa 50 Teilnehmer sind der Einladung des Vereins gefolgt, darunter auch Herr Dr.Jakovlev (Gesundheitsministerium Minsk) und Frau Dr. Strunowviteck (Gesundheitsamt der Stadt Mogilew). Das zeigt uns, dass die weißrussische Administration ein großes Interesse an diesem Projekt hat. Direkt nach der offiziellen Begrüßung startet Frau Turmann mit Hilfe unserer Dolmetscherin Frau Serjoschkina den theoretischen Teil des Programms.

 

Ihre Themen sind:

  • Kurze Darstellung der Geschichte des Bobath-Konzeptes
  • Aktuelle Definition mit Erklärungen zum Verständnis der Entwicklung
  • Besondere Bedeutung des familienzentrierten Ansatzes

Bilder: Zum besseren Verständnis demonstriert Frau Turmann die Anwendung mit einer Puppe.

 

Nach der Mittagspause folgt der erste praktische Teil des Workshops. Akteure sind die Therapeutinnen Turmann, Borowski und ter Smitten, sowie drei von Dr. Irina Malaschko ausgesuchte, entwicklungsverzögerte Kinder aus dem Kinderkrankenhaus. Die Kinder wurden von den Therapeutinnen in den vom Verein sehr freundlich gestalteten Behandlungsräumen physiotherapeutisch behandelt. Die Teilnehmer des Workshops und die Eltern der Kinder konnten der Behandlung beiwohnen und sich ein Bild von der Praxis machen. Die Einbeziehung der Eltern in das Behandlungskonzept ist ein wichtiger Bestandteil des Bobath-Konzeptes.

 

Schwerpunkte des praktischen Teils waren:

  • Gestaltung eines Erstkontaktes mit jeweils einem Kind sowie möglichst auch mit der Mutter oder der Bezugsperson und Kommentar mit einer ersten Einschätzung zum Befund.
  • Übernahme dieses Angebotes durch die Teilnehmerinnen in Gruppen
  • Reflexion des Tages

 

Freitag, 31. Mai 2013: Zweiter Workshop-Tag

 

Frau Turmann eröffnete diesen Tag wieder mit einem theoretischen Teil. Sie dozierte über die Themen:

  • Entwicklung von Therapiezielen
  • Fazilitieren als Bobath-Technik
  • Handling als eine Form des Fazilitierens

Der Nachmittag gehörte wiederum den praktischen Anwendungen.

Die drei Therapeutinnen setzten die Behandlungsdemonstration mit den ausgesuchten Kindern fort. Dabei lagen die Schwerpunkte des Handelns auf:

  • Demonstration von „Handling“
  • Übernahme durch die Teilnehmerinnen
  • Reflexion des Tages und Ausblick

Bilder: Praktische Anwendung mit ausgewählten, entwicklungsgestörten Kindern und deren Eltern

 

Nach der Gruppenarbeit am Nachmittag mit den Kindern und den Eltern fand anschließend eine angeregte Diskussion mit Therapeuten, Ärzten und Eltern statt.

 

Fazit:

 

Alle beteiligten Akteure, sowohl auf deutscher als auch auf russischer Seite, waren sehr zufrieden mit dem Ablauf und dem Ausgang des Workshops. Es herrschte übereinstimmend die Meinung, dass diese Schulungen fortgesetzt werden müssen. Es ist nicht möglich, nach zwei Tagen Schulung eine zufriedenstellende Behandlung der Kinder zu garantieren. Der nächste Schritt muss aber zwingend von weißrussischer Seite getan werden.

 

Willi Frohn führte mit Herrn Dr. Jakovlev über diese Problematik ein sehr intensives Gespräch.

 

Dr. Jakovlev sagte von seiner Seite jede Unterstützung zu!

Jetzt heißt es, alle Eindrücke verarbeiten. Wie geht es weiter? Will das Krankenhaus das Thema vertiefen?

Will die Regierung so ein Behandlungskonzept unterstützen? Wir müssen abwarten.

 

Wir sind bereit, dieses Projekt weiter zu entwickeln.

 

Die folgenden zwei Tage in Mogilew verbrachte das deutsche Team mit Besuchen von Einrichtungen, die der Verein in Mogilew aufgebaut hat und nachhaltig betreut, sowie von bedürftigen Personen, die vom Verein langfristig unterstützt werden. So konnte man sich einen Eindruck von den vielfältigen humanitären Aktivitäten des Vereins machen. Alle waren tief beeindruckt.

 

Am Montag, 03.06.2013, trat die Delegation unter Leitung von Willi Frohn die Heimreise nach Deutschland an.